Wir genießen noch ein bisschen die Zeit am Bin-el-Ouidane. Besonders die Abend- und Morgenstunden sind hier sehr windstill und naturnah. Auf der spiegelglatten Oberfläche springen Fische und große Greifvögel ziehen ihre Kreise. Der See ist bekannt für Karpfenfischen.
Ab Mittags kommen immer mehr Familien oder andere Kleingruppen zum Grillen und Essen.
Unter der Woche ist es hier vielleicht leerer, aber wir sind natürlich an einem Wochenende hier aufgetaucht 😉 Trotzdem amüsant.
Über die letzten kleineren Bergpässe verlassen wir den Atlas, der hinter uns mit seinen teils schneebedeckten Gipfeln am Horizont immer noch zu sehen ist. Wir fahren grob Richtung Nord/Westen.
Die landwirtschaftliche Nutzung nimmt zu. Eintönig und flach zieht es sich dahin. Bis es im Norden von Oued-Zem wieder hügeliger wird. Auch hier gibt es viele Felder zwischen vereinzelten Wäldchen. Auf einer Hochebene finden wir ein Plätzchen neben einer Steilwand. Ein Hirte zieht mit seinen Schafen vorbei, ansonsten ist hier nicht viel los. Aber wir haben einen besonderen Nachbarn entdeckt: Unter einem nahen Stein wohnt ein fast handflächengroßer Skorpion.
Nach der hügeligen Landschaft geht es in die Ebene vor Rabat. Die Hauptstadt selber wartet mit einem Meer voller Fahnen auf. Es ist zwar die Hauptstadt, aber man könnte fast meinen, dass man sich hier krampfhaft versucht jede Sekunde daran zu erinnern wo man ist.
Hup-Verbotsschilder und eine angemessene Fahrweise überascht ebenso. Zumindest bis man nach Sale fährt. Hier herrscht wieder das gewöhnliche Chaos.
Auch erwähnenswert ist der Alkoholverkauf bei Carrefour. Im „extra“ Lädchen hinter dem Laden geht es durch einen Container in den Shop. Laut, wuselig und ein Duft nach Kneipe am Morgen empfangen einen. Die Preise von Bier dagegen haben sich gewaschen. Aber zum probieren ok.
Am Plage des Nations in einer Nebenstraße, die grade im Ausbau ist, passiert es dann endlich. Dutzende, fast schon tausende „Bumps“ haben wir inzwischen in Marokko überfahren. Aber dieser eine, besonders große, wird natürlich beim Seitenblick übersehen. Ja, Hano kann fast fliegen. Aber Andy hat gerade noch rechtzeitig gebremst, sodass er nicht vollens im James-Bond-Stil abhebt. Immerhin gibt es keine Verluste. Nur eine verewigte dicke Einschlagstelle der Leiter auf der Schranktür. Narben erzählen Geschichte!
Die nächsten ca. 100 Kilometer sind geprägt von Plantagen und deren kleinen Dörfern. Nach dem Versuch einen Campingplatz in Kenitra anzufahren, der aber angeblich geschlossen war, verzichten wir auf die Autobahn um so ein Plätzchen zu finden. Chancenlos. Und Dank kaputter und gesperrter Straßen fahren wir über kleinste Straßen und Dörfer die hier, wenn überhaupt, äußerst selten ein Wohnmobil sehen. Hauptverkehrsmittel in diesen Sträßchen sind Pferdewagen.
Langsam wird es dunkel und wir fahren dann doch noch die letzten 40 Km Autobahn bis nach Moulay-Bousselham. Nach Sonnenuntergang und im Regen kommen wir an. Spaßige Fahrt…
Nun wird es aber Zeit für Geburtstagsvorbereitungen, schließlich wird das Fuchsmädchen bald ein Jahr alt. Das wird dann auch gebührend gefeiert. Inklusive extra Ständchen von unserem schwedischen Nachbarn, der der Meinung ist, das Fuchsmädchen müsste mit ihren blonden Locken schwedisch sprechen.
Insgesamt hat uns der Norden von Marokko weniger beeindruckt. Es ist hier nicht mehr diese Ruhe der Natur und die weite Landschaft zu finden. Interessant trotzdem allemal.
Nun geht es Richtung Fähre. Neben Tanger am Cap Spartel fahren wir am letzten Ort mit Leuchtturm vorbei. Eine wunderschöne Holpersteinpiste erwartet uns. Inklusive perfektem Ausblick auf die Küste von Spanien. Zumindest für einen kleinen Geländewagen. Unser Laster ist zu hoch. Beziehungsweise der Baum zu niedrig, wäre aber mit Hochstemmen der Äste noch machbar. Andy läuft trotzdem mal vor. Ca. einen Kilometer weiter wird die Strecke aber zu schmal. Der Militärposten dahinter gibt noch zu denken, da er meint es würde noch schmaler werden. Also Rückwärts raussetzten, wenden und hier kurz hinter dem Ort stehen bleiben. Nach kurzem Spaziergang hat man auch hier einen fantastischen Ausblick.
Die vorbeikommenden Soldaten sind entweder freundlich oder überfordert damit, dass hier jemand steht. Aber am Ende ist es nie ein Problem. Wir sind einfach nur ungewöhnlich hier.
Morgens werden wir noch von zwei Wildscheinen überrascht. Das Schild unten im Ort sie nicht zu füttern hatte uns bereits am Vortag verwundert. Wildschweine gabs hier noch nicht so viele.
Auf nach Tanger. Im Hafen Ticket gekauft, warten auf die nächste Fähre und nachdem diese nach eineinhalb Stunden Verspätung losfährt, sind wir innerhalb von 30 Minuten in Spanien. Zurück in Europa.
So einfach ist für uns, was anderen hier nicht gewährt wird. Gerade im Norden sind einige flüchtende Menschen auf den Straßen zu sehen. Auf der Suche nach… und wenn, was werden sie finden? Das was wir zwischendurch von Deutschland mitbekommen haben, lässt einen nicht gerade zuversichtlich in die Zukunft blicken.
In Tarifa angekommen, prankt auch schon das blau, gelbe Schild eines Einkaufladens vor uns. Alte Gewohnheitsmuster lassen grüßen. Nein, wir haben den Laden nicht leer gekauft und uns auch nicht voll gefressen. Aber Käse ist schon geil. Andererseits auch erschreckend wie viel hier „frisch“ in Plastik verpackt ist.
Danach fahren wir ca. 10 km die Küste entlang bis zu einer Wiese, auf der schon einige weiße und individuellere Reisemobile stehen.
Die Sonne scheint, das Kind schläft, Meerblick und ein halbwegs kühles Bier. So lässt es sich aushalten. Hallo Spanien.
Ein paar Tage verbringen wir hier. Morgens grüßt die Kuhherde. Ein Gespräch hier, mal da. Ankommen und entspannen. Schade, dass es nicht geregnet hat. Die Wiese wird dann für viele hier zu einer schlammigen Falle. Aber das Wetter bleibt stabil sonnig und windig, gutes Wetter für die ganzen Kite-Surfer.
Wir entscheiden uns nun doch über Portugal zu fahren. Zwischendurch übernachten wir oben auf einem Berg, umgeben von unzähligen Feldern. Andalusien.
Im Lidl gibt es noch eine erfrischende Bierdusche, nachdem die Dose vom Band gerollt war. Danys erster Gedanke: „Hoffentlich weiß Andy, dass wir hier nicht beim Dosenstechen auf einer Punkersause sind“
Dann geht es durch Pinienwälder und über den Grenzfluss. Kurz dahinter bleiben wir an einem Stellplatz stehen. Zu spät heute noch etwas zu suchen. Wie ein kleines Dorf voller Weißware. Wirkt surreal.
Eine regenreiche Nacht hat zur Folge, dass viele „Campis“ am nächsten morgen abreisen. Unser Platz bietet einen super Ausblick auf die Versorgungs- und Entsorgungsstation. Zum Glück olfaktorisch günstig gelegen. Am Fenster beobachten die beiden Damen interessiert und kommentarreich welch verschiedenen Entsorgungssysteme es gibt. Auch die Geschicklichkeit derer Handhabung der Individuen ist sehr unterschiedlich und eigentlich eine eigene Studie wert.
Bemerkenswert bleibt eine Übereinstimmung fast aller Studienteilnehmer: Trotz hygienischem Extremitätsschutzmaßnahmen vor den Exkremitäten wird sich ständig im Gesicht gerieben, oder dem Nachbarshund über den Kopf gestreichelt. Infektionsschutzbelehrung nach § ………..
Etwas im Landesinneren geht es quer durch die Algarve. Kakteen, Sukkulenten, Orangenplantagen, kleine Dörfchens und viele ältere Leute in eben diesen begegnen uns. Trotz durchwachsenem Wetter strahlt das Grün dem Himmel entgegen. An der Steilküste vermischt mit dem Blau des Himmels, wenn es nicht gerade regnet.
Regen hat aber auch schöne matschige Pisten zur Folge. Also gönnen wir uns eine kleine Matsch-Party mit dem Hano, bevor es wieder durchs Grüne geht. Seen gibt es hier einige.
Wir entscheiden uns für Santa Clara. Liegt gut auf dem Weg nach Norden. Sonnig, regnerisch, toller Ausblick und unglaublich viele Blumen, sowie eine Nebelwand am nächsten Morgen bieten abwechslungsreiche Stunden.